Transition Town Esslingen ist nicht allein. In Esslingen keimt und sprießt auch anderswo die Idee, sich Natur und Mensch zuzuwenden statt individuell, aber isoliert vor sich hin zu leben. Der VHS-Aktionstag „Alternativ leben – es geht auch anders“, veranstaltet von Heimstatt und dem Arbeitskreis Ökonomie am 30. Januar, brachte verschiedene Initiativen in und um Esslingen unter einem Dach zusammen. Nicht lange, und ein Gefühl der Verbundenheit war entstanden, gepaart mit der zuversichtlich stimmenden Erkenntnis, dass mehr und mehr Menschen den Wandel leben und gestalten wollen.
Wir von der Transition Town Esslingen präsentierten uns beim Markt der Möglichkeiten; Nina und Christiane stellten unsere Gruppe und ihre Aktivitäten in einem kleinen Bildervortrag vor. Das Programm stieß auf großes Interesse, ca. 80 Personen nahmen an diesem Aktionstag teil. Es war immer etwas los.
Andere spannende Initiativen in und um Esslingen
Welche Initiativen ergänzen und bereichern das alternative Esslinger Leben sonst? Food Sharing etwa holt zu vereinbarten Zeiten am Abend übrig gebliebene Lebensmittel ab, zum Beispiel beim Bio-Markt „Naturgut“ oder dem griechischen Lebensmittelladen in der Küferstraße. Die Stuttgarter Akteure von „Cradle-to-Cradle“, von der Wiege zur Wiege, nehmen den Hersteller in die Pflicht, sein Produkt „zu Ende zu denken“, sprich dafür zu sorgen, dass die in Gebrauchsgütern verwendeten Rohstoffe den Weg in den Wirtschaftskreislauf zurückfinden oder, bei Verbrauchsgütern wie Lebensmitteln, restlos entsorgt werden. Statt den ökologischen Fußstapfen durch Verzicht und Effizienz zu verkleinern, möchte die Initiative einen positiven Fußabdruck setzen, von dem die Erde profitiert.
Das rote Stadtmobil können wir benutzen, ohne ein eigenes Auto 90% der Zeit irgendwo stehen zu haben. Das „Forum Zukunftsfähiges Nürtingen“ veranstaltet Vortragsreihen und koordiniert Gruppen, die sich zu Themen wie „soziales Wohnen“ oder „Landwirtschaft für Jedermann“ bilden. Die Teckwerke Bürgerenergie regen an, Strom und Gas selbst zu beziehen. Mit dem „Jahrgarten.de“ können wir uns eine Ackerparzelle in Nellingen und Denkendorf mieten, mit vorgesäten Gemüsereihen, und bewirtschaften diese vom ersten Keimen bis zur Ernte von Mangold, rote Beete, Kartoffeln und co. Das „Repaircafé“ ermöglicht es uns alle zwei Monate, liebgewonnene, aber schadhafte Mäntel, Kaffeemaschinen oder Bohrmaschinen im ZAK – Zentrum für Arbeit und Kommunikation vorbeizubringen und gemeinsam zu reparieren.
Stoff zum Nach- und Weiterdenken
Durch die Vorträge der einzelnen Initiativen führte Bernhard Wiesmeier. Gesättigt vom leckeren Büffet Nürtinger Schüler lauschten die Zuhörer am Ende des Aktionstages VWL-Professor Christian Kreiß von der Hochschule Aalen. Er referiert klar und faktenorientiert darüber, welch horrende Ausmaße die Ungleichverteilung von Schulden und Vermögen inzwischen annimmt; und wie wir mit dem bestehenden Zinseszinssystem an einen Punkt gelangt sind, bei dem wir uns entweder mit Vernunft entscheiden, Schulden und Vermögen zurückzuführen, etwa durch eine Vermögenssteuer; oder indem wir ohne Vernunft einen Weg beschreiten, wie wir ihn ab 1928 in die Depression und zwei Weltkriege schon einmal beschritten haben.
Das gab uns allen eine Menge Stoff zum Nach- und Weiterdenken. Zum Schluss waren sich alle einig: es war ein gelungener Tag und hoffentlich ein Auftakt für weitere gemeinsame Aktionen.