Projekt Nutzpflanzenbibliothek startet

Ende April fand die erste Pflanzentauschbörse für dieses Jahr statt. Bei sonnigem Wetter und warmen Temperaturen fanden sich einige Esslinger GärtnerInnen zum Tauschen, Schenken und Fachsimpeln zusammen. Wieder gab es reichlich Material und Ideen zum Experimentieren mit dem eigenen grünen Daumen. Die Vielfalt ist beeindruckend. Es gab viele Staudenableger, Zimmerpflanzen, Jungpflanzen fürs Gemüse in vielen verschiedenen Sorten, Saatgut, Kräuter und einiges mehr. Wir freuen uns schon auf die nächste Pflanzentauschbörse am 28. Oktober diesen Jahres!

Aufruf zur Spende von samenfestem Tomatensaatgut

Auch unser Vortrag über Saatgutvielfalt und unser nächstes Projekt Esslinger Nutzpflanzenbibliothek stieß auf großes Interesse. Alle Gärtnerinnen und Gärtner sind aufgerufen samenfestes Tomatensaatgut über den Sommer zu vermehren und zu sammeln, um es dann an die Nutzpflanzenbibliothek zu spenden. Gut beschriftete Spenden von Tomatensaatgut können im Herbst bei der Tauschbörse mit einem schönen Foto der Sorte bei den Transition Town Mitgliedern abgegeben werden. Dann gibt es im Herbst eine kleine Sortenausstellung mittels Fotos und ab Frühjahrstauschbörse 2019 können diese Sorten dann bei der Nutzpflanzenbibliothek „ausgeliehen“ werden.

Nutzpflanzenbibliothek was ist das?

Diese Nutzpflanzenbibliothek funktioniert im Prinzip ähnlich wie eine Bibliothek für Bücher. Man leiht sich etwas aus und bringt es nach Nutzung wieder zurück. Bei einer Saatgutbibliothek erhält man eine kleine Zahl Samen einer Sorte und sät diese aus und baut die Tomatensorte über den Sommer an. Beim Ernten der reifen Früchte werden die Samenkörnchen auf einem beschrifteten Küchenpapier getrocknet, welches man dann wieder an die Nutzpflanzenbibliothek zurück bringt. Natürlich können die Früchte genossen werden und auch ein Teil des Saatguts selbst behalten werden. Wichtig ist nur, dass so viel Saatgut wie möglich wieder an die Nutzpflanzenbibliothek zurück fließt, damit auch andere GärtnerInnen im Folgejahr diese Sorte bekommen können. Man gibt also im Falle einer Nutzpflanzenbibliothek das neu gewonnene Saatgut zurück, nicht das alte.

Samenfest was heißt das?

Samenfest nennt man Sorten dann, wenn die daraus wachsenden Pflanzen die gleichen Eigenschaften haben wie die Elternpflanzen. Das heißt die sortentypischen Merkmale wie Form, Größe, Geschmack etc. werden von Generation zu Generation weitergegeben. Dieses Saatgut lässt sich relativ einfach selbst vermehren und man muss daher nicht ständig neues Saatgut kaufen. Im Gegensatz dazu steht Hybridsaatgut, bei dem nur die erste Generation der Nachkommen gleichförmige Eigenschaften  besitzt. Diese sind jedoch anders als die Eigenschaften der Eltern. Auch die darauf folgenden Generationen besitzen wiederum völlig verschiedene Eigenschaften oder keimen sogar manchmal gar nicht. Dieses Hybridsaatgut lässt sich nicht selbst vermehren und man muss es daher immer wieder neu kaufen. Darum nehmen wir nur samenfeste Sorten in unsere Bibliothek auf.

Jeder kann mitmachen und helfen Vielfalt zu bewahren

Wir beginnen unser neues Projekt mit Tomatensorten, weil es bei Tomaten noch eine relativ große Sortenvielfalt gibt und diese auch für Einsteiger sehr einfach zu vermehren sind. Auch die Verkreuzungsrate ist bei Tomaten relativ gering. Daher ist es möglich, Sorten und deren spezifische Eigenschaften zu bewahren. Die Transition Town möchte mit diesem neuen Projekt das Wissen um Saatgutgewinnung wieder verbreiten und die EsslingerInnen anregen sich für den Erhalt der Vielfalt zu engagieren, indem sie sie aktiv nutzen. Dabei setzen wir auch ein politisches Zeichen gegen die Marktmacht der großen globalen Konzerne wie Monsanto und Syngenta, die bereits heute bei vielen Nutzpflanzen bis zu zwei Drittel der Sortenrechte besitzen immer mehr Patente anstreben. Zugang zu Saatgut sollte nicht nur noch kostenpflichtig möglich sein und die kostbare Vielfalt wurde uns von unseren Vorfahren weitergegeben. Helft mit, damit sie nicht einfach verloren geht.