Mit einem Aufruf für Tomaten-Saatgutspenden fing im Jahr 2018 alles an. Vielfalt erhalten, den Zugang zu Saatgut sichern und das Wissen über Saatgutvermehrung wieder unter die Esslinger Bürgerschaft bringen – das waren Ziele, warum wir die Esslinger Nutzpflanzenbibliothek gründeten. Tomaten sind bunt, es gibt noch viele tolle Sorten und sie lassen sich leicht vermehren. Seed libraries in den USA waren Vorbild für unser System der Ausgabe und Nutzerverwaltung, denn in Deutschland gab es zu diesem Zeitpunkt nur sehr wenige bekannte Saatgutbibliotheken in Bürgerhand. Im Frühjahr 2019 öffneten wir dann mit 34 Sorten erstmals für die Ausleihe. Seitdem ist in 5 Jahren viel passiert, unser Projekt hat sich blendend entwickelt: Heute haben wir über 300 Nutzer*innen, 150 samenfeste Tomatensorten im Angebot und 7 regelmäßig Aktive im Orgateam. Die im Herbst letzten Jahres begründete Kooperation mit der Stadtbücherei Esslingen gibt weiteren Aufwind.
Viele Herausforderungen gemeistert
Dabei galt es so einige Hürden zu umschiffen. Kurz nach dem offiziellen Start kam die Corona-Krise, es gab kaum Möglichkeiten zur Ausgabe und dementsprechend zur Saatgut-Rückgabe. Das Projekt drohte zu scheitern. Mit Sortenverkostungen gingen wir an die Öffentlichkeit, landeten gar auf der Titelseite der Esslinger Zeitung. Wir schufen Rückgabe-Briefkästen beim Bürgerhaus und der Stadtbücherei, wir suchten nach zusätzlichen Öffnungsmöglichkeiten jenseits der Pflanzentauschbörsen. Wir entwickelten Sortenpatenschaften als Möglichkeit ausgehende Sorten für uns gezielt zu vermehren und altes Saatgut aufzufrischen.
Neue Ziele für die Nutzpflanzenbibliothek
Beim gestrigen Treffen der AG Nutzpflanzenbibliothek nahmen wir uns deshalb Zeit, zu erträumen, wie wir mit unserem Projekt weitermachen wollen. In welche Richtung möchten wir die Bibliothek entwickeln? Oder lassen wir von äußeren Umständen bestimmen, wie es weitergeht? Mehr Gemüsearten, mehr Tomatensorten, mehr Nutzer*innen, Digitalisierung, mehr Helfer*innen im Orga-Team, Saatgut frisch halten, Vernetzung mit anderen Saatgutprojekten, bessere Kommunikation und Nutzerbetreuung… Ideen gibt es viele. Doch wo können wir als Team anpacken und was wäre der nächste Schritt? Dies gilt es nun in den nächsten Monaten zu durchdenken und zu planen, damit wir bei allem Wind, der uns anschiebt, das Steuerrad in unserer Hand und unsere Ziele im Blick behalten.
Nächste Gartenkul“tour“ am 13. August in ES-Sulzgries
Damit wir bei all dem Planen und Organisieren nicht vergessen, wofür wir das eigentlich tun, gönnen wir uns im August eine Pause in der grünen Oase der Familie Bassauer. Dazu laden wir alle Interessierten herzlich ein, bei unserer Gartenkul“tour“ am Dienstag 13.8. um 18 Uhr dabei zu sein. Wir machen einen Rundgang durch den Privatgarten, erfahren welche Gartenträume Bassauers hier verwirklichen und tauschen uns über Gartenthemen aus. Auch Saatgut darf gerne mitgebracht und im Anschluss an den Rundgang untereinander getauscht werden. Anmeldung bitte bis spätestens 10.8. über das Kontaktformular der Webseite.